Tagesmutter ist kein «normaler» Beruf. Was war dein Auslöser für diesen Schritt?
Für mich ist das eine Herzensangelegenheit! Ich weiss was es heisst, alleinerziehende Mutter zu sein und gleichzeitig arbeiten zu müssen, zu sein. Mir ist es wichtig, den Kindern ein «Daheim» zu geben. Und natürlich: Kinder begeistern mich, ich liebe es ihnen etwas mitgeben zu dürfen. Meinem Mann – der oft auch mithilft – geht es übrigens ähnlich. Meinen eigenen Kindern natürlich auch. Wir sind wie eine grosse Familie.
Wie verlief der Einstieg bei der Chenderhand?
Das war im Jahr 2007 und verlief via Silvia Brunner, der damaligen Geschäftsleiterin der Chenderhand. Alles war sehr unkompliziert: Gespräche, Eingewöhnungszeiten und dann wurde meine Familie immer grösser.
Du betreust aktuell 13 Tageskinder. Das sind viele!
Das stimmt, wobei es auch schon mehr Kinder waren. Diese Zahl verändert sich in der Regel pro Schuljahr und teilweise sind ja auch Geschwister dabei. Und natürlich variieren die Anwesenheitszeiten.
Apropos Zeiten – welche Zeiten sind die «hektischen» im Alltag?
Bei uns ist das sicher die Mittagszeit. Momentan und aufgrund der aktuellen Covid-Situation (das Interview fand Anfang 2021 statt, Anmerk. Red.) ist diese Zeit schon intensiv. Aktuell dürfen sich die Kinder ja nicht selbst aus der Schüssel bedienen, die Geschwister sitzen nebeneinander, usw. Nebst diesen aktuellen Gründen ist zudem das kindliche Bedürfnis nach «Redefreiheit» sehr sehr gross (lacht). Kinderstimmen sind ehrlich und manchmal hört man natürlich auch Sachen, die man nicht unbedingt hören möchte.
Ein Tageskind nimmt am Familienalltag teil. Wie reagiert deine Familie auf diese Situation? Welchen Einfluss hat das Tageskind?
Wie Eingangs erwähnt, sind wir wie eine grosse Familie. Meine Töchter beteiligen sich sehr aktiv. Nach einem coronabedingten längeren Unterbruch der Betreuungszeit meinten sie einstimmig: «Es fehlt etwas in unserem Haus. Wann kommen die Kinder wieder?»
Wie funktioniert jeweils die Übergabe des Tageskindes?
Eingespielt. Mami oder Papi bringen die Kinder, kurzer Austausch und schon läuft der Alltag in einer angenehmen Selbstverständlichkeit. Gewisse Kinder kommen auch selbstständig direkt zum Mittagessen.
Was sind die schönen Momente?
Das sind immer wieder diese herzigen Aussagen der Kinder wenn sie sagen: «Ich habe dich vermisst» oder auch «du kochst am besten».
Wie ist dein Verhältnis zur abgebenden Familie?
Immer gut, manchmal entsteht gar eine Freundschaft. Ein ehemaliges Tageskind zum Beispiel, wohnt jetzt in Deutschland. Einmal pro Jahr kommt der Jugendliche in die Schweiz und verbindet diese Reise immer mit einem Besuch bei uns – das ist wunderschön.
Claudia Jenni Ballwil, verheiratet, 3 Kinder (1 Sohn, 2 Töchter, 27, 20, 17), betreut aktuell 13 Tageskinder
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